Zukunftstrends: Technik

 

Zukunftstechnologien

Wirft man einen Blick zurück in die Menschheitsgeschichte, so kann man feststellen, dass die technische Entwicklung exponentiell verläuft: Sie hat sich von Jahrhundert zu Jahrhundert beschleunigt – und wird in den kommenden Jahrzehnten noch schneller werden. Weltweit steigt die Zahl der Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker immer weiter an; sie „produzieren“ immer mehr Wissen, und so werden technische Neuerungen immer rascher entwickelt. Dementsprechend verzeichnen die Märkte für die auf dieser Seite vorgestellten Technologien hohe Wachstumsraten.

Energieerzeugung

Um den Klimawandel zu bremsen und als Reaktion auf die zurückgehenden Vorräte an fossilen Brennstoffen werden in den kommenden Jahren Verfahren zur Nutzung von erneuerbaren Energien wie z.B. Windkraft, Sonnenenergie, Geothermie, Wasserkraft (inkl. Nutzung der Gezeiten) und Biomasse weiterentwickelt werden. In der EU soll im Jahr 2030 ein Anteil dieser Energien am Energiegesamtverbrauch von mindestens 32% erreicht werden (2018: 18%). Die Internationale Energieagentur (IEA) geht davon aus, dass im Jahr 2040 weltweit ein Viertel des Verbrauchs durch erneuerbare Energien gedeckt werden wird. In Deutschland wurden 2022 bereits 24,1% des eingespeisten Stroms durch Windkraft, 10,6% durch Photovoltaikanlagen und 5,8% aus Biogas erzeugt (laut Statistischem Bundesamt).

Als Alternativen zu Benzin und Diesel wurden in den letzten Jahren zunehmend Bioethanol aus Zuckerrohr und stärkehaltigem Getreide sowie Biodiesel aus Raps- oder Sojaöl produziert. Laut der EU-Richtlinie 2018/2001 sollen die EU-Mitgliedsstaaten ihren Kraftstoffverbrauch im Jahr 2025 zu 1% und 2030 zu mindestens 3,5% mit Biokraftstoffen abdecken. Allerdings erfolgt derzeit die Herstellung von Biokraftstoffen auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion und trägt damit zur Verteuerung von Grundnahrungsmitteln bei. Beispielsweise wird laut Deutscher Umwelthilfe in der Bundesrepublik eine Fläche doppelt so groß wie das Saarland für die Produktion von Agrokraftstoffen verwendet. Hinzu kommen Importe, für die Flächen fast fünfmal so groß wie das Saarland genutzt werden. So werden in vielen Teilen der Welt Naturlandschaften (z.B. Urwälder) zerstört, um dort Ölsaaten in Monokulturen anzupflanzen. Jedoch gibt es inzwischen Alternativen: Cellulose-Ethanol und BtL-Kraftstoff („Biomass to Liquids“) werden aus Rohstoffen wie Chinaschilf, Stroh oder Holz und aus organischen Abfallprodukten hergestellt. Laut der Internationalen Energieagentur könnten aus 10% der weltweiten Abfälle der Land- und Forstwirtschaft 125 Milliarden Liter Diesel bzw. 170 Milliarden Liter Ethanol pro Jahr produziert werden, womit mehr als 4% des Kraftstoffverbrauchs im Transportsektor gedeckt werden könnten.

In einigen Jahrzehnten wird auch der Algenkultur eine große Bedeutung zukommen: Da Algen zu 30 bis 60% Öl enthalten und sowohl in Süß- als auch in Salzwasser gezüchtet werden können, lassen sich mit ihrer Hilfe gleich mehrere Probleme lösen:

  • Aus Algen können Biodiesel, Ethanol, Biogas und Hydrogen CO2-neutral gewonnen werden.
  • Für die Algenzucht könnten sowohl Abwässer (z.B. aus der Landwirtschaft) als auch Abgase von mit Kohle betriebenen Kraftwerken verwendet werden.
  • Algen ließen sich auf landwirtschaftlich nicht oder nur wenig genutzten Flächen züchten – auch in Wüstenregionen nahe der Küsten (Nord-/ Ostafrika, Mittlerer Osten, Südwesten der USA usw.).
  • Viele Arten von Algen sind essbar oder könnten als Fisch- bzw. Tierfutter verwendet werden – neu gezüchtete Sorten sind auch reich an Omega-3-Fettsäuren.
  • Aus Algen können wie aus Erdöl Plastik und Grundstoffe für die chemische Industrie gewonnen werden.

Aber auch die Atomenergie hat Zukunft, selbst wenn Deutschland alle AKWs abgeschaltet hat. Im Jahr 2022 waren weltweit laut der Internationalen Atomenergiebehörde 440 Atomkraftwerke in Betrieb und 53 AKWs im Bau. Weitere sind geplant – darunter auch einige Brutreaktoren. Mit dem Bau von kommerziellen Fusionskraftwerken wird aber erst nach 2040 gerechnet.

In 60 Ländern werden noch neue Kohlekraftwerke gebaut oder sind in Planung. Werden alle Vorhaben realisiert, würde die weltweite Stromproduktion aus Kohle laut der „Global Coal Exit List“ von 2019 um fast 29% steigen. Da solche Kraftwerke aber sehr viel Kohlendioxid produzieren und damit zum Klimawandel entscheidend beitragen, wird die Kritik an ihnen immer lauter. Deshalb sollen sie durch das Abscheiden von Treibhausgasen „sauber“ werden. Durch die energieaufwendige Abscheidung, die Verflüssigung und den Transport dürfte aber der Wirkungsgrad der Kraftwerke um 10 bis 15% sinken. Es gibt aber auch Länder, die in Zukunft auf diese Energiequelle verzichten wollen. So hat z.B. die Bundesregierung im Jahr 2019 beschlossen, dass alle deutschen Kohlekraftwerke bis spätestens 2038 vom Netz genommen werden sollen.

Im Bereich der Energietechnik stehen noch zwei weitere Herausforderungen an: Zum einen müssen Technologien weiterentwickelt werden, die zu mehr Effizienz bei der Energienutzung führen – also z.B. Energiesparlampen, Kraft-Wärme-Kopplung, Brennwertkessel oder Niedrigenergie-Gebäude. Zum anderen muss ein modernes Energienetz geschaffen werden: Off- und Onshore-Windparks, Solarfelder und Solarpanels auf Hausdächern produzieren nicht kontinuierlich Strom, sondern müssen mit traditionellen Kraftwerken und Blockheizkraftwerken vernetzt werden, die bei Bedarf zugeschaltet werden. In solchen „Smart Grids“ kann auch der individuelle Verbrauch so gesteuert werden, dass sich z.B. Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen, Trockner oder Kühlschränke dann von selbst einschalten, wenn Strom besonders billig ist. Außerdem sollen die Zähler anzeigen, welches Gerät wie viel Energie verbraucht. Wenn besonders viel ökologisch erzeugte Energie zur Verfügung steht, könnte diese in ein, zwei Jahrzehnten auch in den Batterien von Elektroautos zwischengespeichert werden. Oder es könnten Kühlhäuser stärker abgekühlt und Schwimmbäder kräftiger geheizt werden, sodass die Kühl- bzw. Heizgeräte zeitweise abgeschaltet werden können, wenn Wind- und Sonnenenergie knapp sind. Nach Schätzungen der Bundesregierung könnte durch ein effizienteres Management der Energieverbrauch von 2,5 Millionen Haushalten eingespart werden.

Fahrzeugtechnik

Aus Gründen des Klimaschutzes sollen Fahrzeuge in Zukunft vor allem mit Strom betrieben werden. Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) gab es 2023 weltweit rund 35 Millionen Elektroautos. Ihre Zahl werde bis 2030 auf 130 bis 250 Millionen steigen. Dem Shell-Konzern zufolge könnten Elektroautos im Jahre 2050 zur Regel geworden sind.

Aber auch Brennstoffzellenfahrzeuge werden in den kommenden Jahrzehnten eine weite Verbreitung finden. Die Autohersteller Daimler, BMW, Honda und Toyota, der Gaskonzern Linde und weitere Unternehmen haben sich 2017 zum „Hydrogen Council“ zusammengeschlossen und wollen gemeinsam die Technik voranbringen. Zudem könne nach einer Analyse der Unternehmensberatung McKinsey über die Optimierung der Verbrennungsmotoren eine bessere Ökobilanz erreicht werden: Die Emissionen neuer Autos könne so von 170 Gramm Kohlendioxid je Kilometer im Jahr 2008 auf 95 Gramm im Jahr 2030 gesenkt werden.

In den letzten Jahren wurden PKWs und LKWs entwickelt, die sich mit Hilfe von GPS, Radar, Ultraschall und 3D-Kameras selbst steuern können. Sie verfügen über eine 360-Grad-Umgebungserkennung. Automatisiertes Fahren könnte zu weniger Unfällen und damit zu weniger Versicherungsfällen sowie zu weniger Verkehrskontrollen und Gerichtsverfahren wegen Verstoßes gegen die Straßenverkehrsordnung führen, aber auch viele Berufskraftfahrer arbeitslos machen. Fahrerloses Fahren ist inzwischen in Kalifornien, Florida und Nevada gesetzlich erlaubt.

Um das Jahr 2025 (Intel) oder 2030 (Volkswagen) herum werden PKWs mit anderen Fahrzeugen kommunizieren und selbständig per Autopilot den Weg zum vorgegebenen Ziel finden. Dann werden sie nicht mehr nur ein Transportmittel sein, sondern auch „Büro“ und „Zuhause“: Da man sich nicht auf den Verkehr konzentrieren muss, kann man Telefonate erledigen, im Internet recherchieren, Filme anschauen oder sich mit geschlossenen Augen entspannen. Zudem wird man keine Zeit mehr mit der Parkplatzsuche verschwenden: Der PKW setzt den Fahrgast dort ab, wo er hin möchte, sucht sich dann selbständig einen Parkplatz und holt den Fahrgast an einer beliebigen Straßenecke wieder ab. Ferner wird erwartet, dass immer mehr Menschen auf einen eigenen PKW verzichten und von Mitfahrdiensten, Roboter-Taxis oder Car-Sharing-Angeboten Gebrauch machen werden. Um das Jahr 2030 herum werden auch viele Innenstädte für private Verkehrsmittel gesperrt sein.

Selbst fahrende und mit anderen Fahrzeugen kommunizierende LKWs (und PKWs) können in Kolonnen mit Minimalabstand fahren und werden dann aufgrund des verminderten Luftwiderstandes weniger Treibstoff verbrauchen. Viele PKWs werden in Zukunft auch fliegen können: Bereits seit 2012 gibt es das „Terrafugia Transition“ – ein Auto mit Klappflügeln, dass für 280.000 $ erworben und mit einer Fluglizenz geflogen werden kann. Ferner werden derzeit Autos entwickelt (z.B. „Moller Skycar“, „X-Hawk“ und „SkyRider“), die mit Hilfe von Hubrotoren senkrecht aufsteigen und landen können. Die NASA arbeitet bereits an einer „Himmelsautobahn“, auf der Autos auf mehreren Spuren fliegen könnten.

Flugzeuge werden in Zukunft Treibstoff sparen, wenn sie in von Computern gesteuerten Schwärmen fliegen – oder die Form eines breiten, flachen Flugkörpers („fliegende Flügel“) annehmen. Züge werden immer schneller fahren – z.B. als Magnetschwebebahnen mit bis zu 430 km/h und in Verbindung mit Vakuumtunneln sogar mit höheren Geschwindigkeiten als die Flugzeuge von heute. In Städten wird es Schwebebahnen geben, und Straßenbahnen, die auf Schienen beiderseits der Fahrbahn fahren und so hoch bzw. breit sind, dass sie über den Straßenverkehr gleiten.

Informations- und Kommunikationstechnologie

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts sind Computer sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich allgegenwärtig. In den kommenden Jahren wird ihre Leistung weiterhin exponentiell zunehmen. Zu diesem Zweck werden auch neue Technologien entwickelt: Beispielsweise hat die Firma D-Wave-Systems im Jahr 2012 mit „D-Wave-One“ den ersten kommerziellen Quantencomputer gebaut, der nicht mehr mit digitalen Datenbits – den bekannten Nullen und Einsen – arbeitet, sondern mit Qubits, die sich gleichzeitig in mehreren Zuständen befinden können. Ferner wird es in absehbarer Zeit Computer mit der Leistungskraft des menschlichen Gehirns geben. Da ein künstliches Hirn nicht an biologische Grenzen stößt, könnte es zu einem „Superhirn“ mit einer viel größeren Leistungsfähigkeit weiterentwickelt werden.

Parallel dazu wird an der Verbesserung der Künstlichen Intelligenz (KI) gearbeitet. Bei einer Bitkom-Umfrage berichteten 9% der im Jahr 2022 befragten Unternehmen ab 20 Beschäftigten, dass KI in ihren Betrieben eingesetzt werde (2021: 8%). 25% der Unternehmen diskutierten oder planten den Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Einer Studie der Unternehmensberatung Arthur D. Little von 2019 zufolge könnte in Deutschland das Umsatz- und Kosteneinsparpotenzial durch KI bis 2025 z.B. in den Branche „Handel, Konsum“ bei 97,5 und in der Branche „Energie, Umwelt, Chemie“ bei 96,3 Milliarden Euro liegen. Das Ziel ist letztendlich, einen denkenden Computer mit eigener „Persönlichkeit“ zu entwickeln. Der Erfinder und Sachbuchautor Raymond Kurzweil geht davon aus, dass nur eine solche „Singularität“ auf Dauer mit dem wissenschaftlichen und technischen Fortschritt mithalten könne – und diesen beschleunigen wird. So würde die künstliche Intelligenz bereits in den 2040er Jahren tausende Mal klüger als die menschliche Rasse sein.

In Zukunft werden immer mehr Erfindungen mit Hilfe „evolutionärer“ Computerprogramme gemacht werden, wie sie schon jetzt z.B. von der NASA verwendet werden. Hier wird das zu entwickelnde Produkt zunächst genau definiert. Der Computer produziert dann eine erste Generation möglicher Produkte nach dem Zufallsprinzip. Mit Hilfe von Simulationen wird erfasst, inwieweit sie den Spezifikationen entsprechen. Danach werden – wie bei der Evolution – die ungeeigneten Produkte eliminiert („natürliche Auslese“) und bessere Versionen variiert („Mutationen“) oder miteinander verschmolzen („Paarung“). Dieser Prozess wird fortgesetzt, bis die Simulationen ergeben, dass das Endprodukt „perfekt“ ist. Da die Software nicht mit so vielen „Voreinstellungen“ wie menschliche Erfinder arbeitet, können ganz überraschende Designs zustande kommen und neuartige Materialien verwendet werden. Auch Probleme unterschiedlichster Art könnten mit Hilfe evolutionärer Algorithmen gelöst werden.

Eine weite Verbreitung werden die RFID-Systeme („Radio-Frequency Identification“) finden, mit deren Hilfe Gegenstände und Lebewesen automatisch identifiziert und lokalisiert werden können. RFID-Transponder, die so klein wie ein Reiskorn sein können, speichern und übertragen Daten. So sind z.B. ein papierloser Transport und – in absehbarer Zeit – automatische Kassensysteme in Supermärkten und Kaufhäusern möglich. Auch wird es weniger Diebstähle geben, wenn alle (wertvollen) Gegenstände dank eingebauter Chips jederzeit lokalisiert werden können.

In den kommenden Jahren werden immer mehr Gegenstände im „Internet der Dinge“ miteinander kommunizieren. Laut Cisco werde die Anzahl vernetzter Geräte von weltweit 30 Milliarden (2020) auf ca. 500 Milliarden im Jahr 2030 steigen. Der Auswertung der von ihnen erzeugten Daten („Big Data“) wird eine immer größere Bedeutung zukommen. In Deutschland nutzten laut Statistischem Bundesamt bereits 36% der Unternehmen mit mehr als 10 Beschäftigten das „Internet der Dinge“ im Jahr 2021.

Anstatt über Tastaturen werden Daten zunehmend per gesprochene Sprache eingegeben werden. Inzwischen kennen viele Geräte die Stimme ihrer Besitzer und werden über diese gesteuert. Aber auch die Gesichtserkennung wird immer besser: Schon jetzt schalten sich manche Smartphones ein, wenn sie ihre Eigentümer „sehen“. Bald werden sich dann auch Wohnungs- oder Autotüren von selbst öffnen.

Die Informationstechnik wird zunehmend von Verkehrsleitsystemen verwendet werden, die Ampelphasen optimieren, Umleitungen empfehlen, Warnmeldungen direkt von Autos an andere Fahrzeuge weitergeben und Fahrer auf dem kürzesten Weg zu freien Parkplätzen führen. So könnte der Verkehr wieder fließen – in manchen asiatischen Großstädten liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit derzeit bei weniger als 10 Kilometer in der Stunde.

Der Personennahverkehr wird durch vollautomatische Metrosysteme optimiert werden, bei denen sich die Kapazität jederzeit an die Nachfrage anpasst. In New York können die Taktzeiten in der Rushhour schon auf 1,5 Minuten verkürzt werden. Im öffentlichen Nah- und Fernverkehr kann das Smartphone bereits jetzt als „digitaler Lotse“ verwendet werden, der Kunden durch den Dschungel von Fahrplänen und Tarifen hilft. Auch das Bezahlen von Fahrkarten, Parkgebühren und anderen (kleineren) Beträgen wird häufiger über Smartphones abgewickelt werden.

Personal Computer werden zunehmend durch Laptops und Tablets ersetzt, mit denen immer und überall das Internet genutzt werden kann. Aber auch mit Smartphones wird auf das Internet zugegriffen. So werden immer mehr Apps und Dienste nur noch für mobile Geräte entwickelt: 2022 befanden sich laut Bitkom im Durchschnitt 31 Apps auf privaten Handys, gaben Deutsche mit 3,4 Milliarden Euro 12% mehr für Apps aus als 2021. Laut der ARD/ZDF-Onlinestudie nutzten im Jahr 2022 bereits 96,4% der Deutschen über 14 Jahren das Internet; 80% von ihnen täglich. Statista zufolge verbrachten sie 2021 rund drei Stunden pro Tag im Internet – die 12- bis 19-Jährigen sogar vier Stunden.

Im Jahr 2021 hatten bereits 4,9 Milliarden Personen Zugang zum Internet – mehr als 60% der Menschheit. Dieses wird in den kommenden Jahren noch schneller werden. Derzeit wird in Deutschland der Mobilfunkstandard der fünften Generation, kurz 5G, eingeführt. Dann sind Datenraten von bis zu 10 Gigabit pro Sekunde möglich.

Zugleich wird das Internet immer sozialer. Im Januar 2024 verzeichneten laut Statista z.B. Facebook weltweit 3,05 Milliarden, YouTube 2,49 Milliarden, WhatsApp 2,00 Milliarden, Instagram 2,00 Milliarden und TikTok 1,56 Milliarden aktive Nutzer. Je mehr persönliche Informationen Menschen bewusst oder unabsichtlich im Internet (auf sozialen Websites, in Blogs, bei Einkäufen usw.) preisgeben, umso lohnender wird es für Unternehmen, diese Daten zu erfassen und dann z.B. personalisierte Werbung zu versenden. Alle Informationen können auf Dauer gespeichert werden – so bleiben beispielsweise „Jugendsünden“ auf Jahrzehnte hinweg dokumentiert. Zudem kann bei Verwendung mobiler Geräte wie Smartphones oder Tablets der Platz bestimmt werden, an dem sich die jeweilige Person befindet, sodass auch ortsbezogene Werbung möglich wird.

Ferner werden Menschen zunehmend über soziale Netzwerke manipuliert. So wurde festgestellt, dass z.B. vor der Wahl von Donald Trump zum US-Präsident das Internet mit „Fake News“ geradezu überschwemmt wurde – bis hin zu „Hate Speech“. Solche Falschnachrichten verbreiten sich rasant, wenn sie von vielen Menschen geteilt werden. Inzwischen gibt es auch „Social Bots“, kleine Computerprogramme, die in sozialen Netzwerken menschliche Nutzer simulieren. Sie reagieren z.B. auf spezifische Hashtags, setzen dann bestimmte Informationen ab oder initiieren neue Tweets. Zugleich entstehen im Internet „Echo-Räume“, in denen sich Menschen aufhalten, die einer bestimmten Ideologie oder politischen Richtung anhängen bzw. eine ähnliche Meinung haben. Sie abonnieren jene Kanäle, deren Feeds ihre Sicht der Dinge bestätigen, und tauschen sich vorwiegend mit Gleichgesinnten aus. So kommt es zu einer stärkeren Abgrenzung von Gruppen, oft verknüpft mit einer abnehmenden Dialogfähigkeit gegenüber Andersdenkenden und gelegentlich verbunden mit einer Radikalisierung oder gar mit einer Spaltung der Gesellschaft (wie z.B. in den USA zwischen Demokraten und Republikanern).

Hinzu kommt, dass immer mehr Daten über den einzelnen Menschen von Dritten gesammelt und gespeichert werden: im Gesundheitssystem, von Banken und Versicherungen, von Behörden, von Telefongesellschaften und Geheimdiensten, durch Überwachungskameras, dank der Einbettung von RFID-Tags in der Kleidung usw. Somit werden Datenschutz und Privatsphäre immer weniger gegeben sein. Niemand wird mehr die völlige Kontrolle über die Weitergabe und Verwendung persönlicher Daten haben.

Wie weit dies gehen kann, zeigt das Beispiel China: Hier soll in den kommenden Jahren ein landesweites „Sozialkredit-System“ eingeführt werden, das schon seit mehreren Jahren in vielen Großstädten getestet wird. Dazu werden systematisch Daten über das berufliche und soziale Verhalten der Bürger, ihre Zahlungsmoral und ihr Kommunikationsverhalten (in sozialen Medien) gesammelt, zusammengeführt und bewertet. Pluspunkte werden bei Wohlverhalten, besonderen beruflichen Leistungen, Vertrauenswürdigkeit, wohltätiger Arbeit usw. vergeben und z.B. mit einer Beförderung, einem leichteren Zugang zu Krediten, der Zulassung zu besseren Hochschulen, der Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei oder einer öffentlichen Belobigung belohnt. Minuspunkte sind bei Gesetzesverstößen, Verkehrsdelikten, Steuerrückständen, kritischen Aussagen über das politische System, unhöflichem Verhalten, Umweltverschmutzung oder mangelnder Versorgung alter Eltern fällig und werden beispielsweise mit dem Verbot des Erwerbs von Immobilien und Wertpapieren oder mit Mobilitätseinschränkungen sanktioniert (laut Handelsblatt durften Chinesen 2018 in 17,5 Millionen Fällen keine Flugtickets und in 5,5 Millionen Fällen keine Fahrkarten für Fernzüge kaufen). Neben Bürgern haben auch Unternehmen ein Sozialkredit-Konto und werden dem Punktestand entsprechend gefördert oder bestraft. In China hat ein solches staatliches Bewertungs- und Steuerungssystem viele Befürworter, aber auch in Deutschland wird es nicht von allen Menschen abgelehnt: Laut einer repräsentativen Studie von YouGov und Sinus-Institut würden 17% aller Befragten ein derartiges System für Deutschland befürworten; weitere 15% hatten zu dieser Frage keine Meinung und lehnten ein digitales Kontrollsystem somit nicht grundsätzlich ab.

Andere digitale Risiken sind Identitätsdiebstahl und Internetkriminalität. Deshalb wird in den kommenden Jahren die eindeutige Identifizierung von Personen im Internet immer wichtiger werden – sie ist eine wesentliche Voraussetzung für eine sichere digitale Kommunikation. So dürften zunehmend biometrische Verfahren wie Iris- oder Fingerabdruckscanner zum Identitätsnachweis verwendet werden.

Aufgrund des rasch expandierenden Cloud Computing werden immer mehr Programme über das Internet genutzt und immer mehr Daten online in zentralen Datenzentren gespeichert werden. Beispielsweise nutzten in Deutschland laut einer Studie von Bitkom Research bereits 82% der befragten 556 Unternehmen mit mindestens 20 Mitarbeitern Cloud Computing (2020). Clouds sind bereits ein großes Geschäft – die Marktforscher Gartner Inc. rechnen mit einer Steigerung der Erlöse von 214,3 Milliarden $ im Jahr 2019 auf 331,2 Milliarden im Jahr 2022.

Durch die Nutzung des Internets werden Wirtschaft und Staat immer verletzlicher; Hacking und sogar „Cyberwars“ sind reale Bedrohungen. Im Jahr 2022 führte Cybercrime laut dem Branchenverband Bitkom schon zu einem Schaden von schätzungsweise 203 Milliarden Euro in Deutschland. Hinzu kommen rasant steigende Kosten für IT-Sicherheitsmaßnahmen.

Im Freizeitbereich setzen sich internetfähige Smart-TV-Geräte mit Full HD oder Ultra HD durch. Immer mehr Menschen werden Video-on-Demand nutzen, da dank Breitbandanschluss, Highspeed-Netz und Glasfaserverbindungen immer größere Datenmengen übertragen werden können. Auch werden Menschen zunehmend über das Internet Musik anhand von Playlists hören, die nach ihren Vorlieben zusammengestellt werden. Laut einer Studie von Goldbach (2020) haben bereits 41 Millionen Deutsche Zugang zu Streaming-Diensten.

Dem Verband der deutschen Games-Branche zufolge steigt die Zahl der Nutzer von Video- und Computerspielen weiter an – im Jahr 2022 waren es bereits 59% der 6- bis 69-Jährigen, die rund 9,8 Milliarden Euro für ihr Hobby ausgaben (2021). Allerdings betrug der Marktanteil von in Deutschland entwickelten Spielen gerade einmal 4,2% (2020).

Immer mehr Menschen werden (viel) Zeit in virtuellen Welten verbringen und sich dort an Rollenspielen beteiligen. Dazu wird dreidimensionale Computergrafik über Brillen bzw. Helme direkt auf die Retina ihrer Augen projiziert. Dies ermöglicht das vollständige Eintauchen in die computergenerierten digitalen Welten. Sie sollen in den kommenden Jahren zum „Metaverse“ weiterentwickelt werden, einem (plattformübergreifenden) virtuellen Universum, in dem Avatare als „digitale Zwillinge“ der Nutzer an Besprechungen mit Kollegen teilnehmen, Freunde treffen, Häuser bewohnen, Konzerte besuchen, in (Marken-) Geschäften einkaufen, Abenteuer erleben sowie mit Dienstleistungen, Waren und Immobilien handeln werden. Laut Bloomberg Intelligence soll das Geschäft mit dem Metaverse schon 800 Milliarden $ im Jahr 2024 umfassen.

Roboter und Androiden

Die Robotik wird sich in den kommenden Jahren zu einer Großindustrie entwickeln. Laut der International Federation of Robotics betrug der weltweite Bestand an Industrierobotern 3,5 Millionen Einheiten (2021) – 2018 waren es erst 2,4 Millionen. In China wurden 268.200, in Japan 47.200, in den USA 35.000, in Südkorea 31.100 und in Deutschland 23.800 Roboter neu installiert. Diese fünf Länder deckten damit 78% aller Roboterinstallationen ab. Ferner wurden weltweit rund 121.000 „Professional Service Robots“ und 19,0 Millionen „Consumer Service Robots“ verkauft. Für 2025 werden 690.000 Installationen von Industrierobotern prognostiziert.

In Fabriken werden immer mehr Arbeitsgänge von Robotern übernommen; diese werden in Zukunft aber auch im Hoch- und Tiefbau sowie in vielen anderen Wirtschaftszweigen eingesetzt werden. Es werden Roboter für die Internationale Weltraumstation, sechsbeinige Roboter für zukünftige Einsätze auf dem Mond (sie können nicht umkippen), Unterwasserroboter für die Erkundung der Tiefsee und die Arbeit in trüben Hafenbecken sowie landwirtschaftliche Roboter für das Melken von Kühen oder das Ernten von (Feld-) Früchten gebaut. In immer mehr Krankenhäusern werden Roboter bei Operationen eingesetzt.

Inzwischen empfangen Roboter Besucher im Foyer von Firmen und Behörden, überwachen ein Gebäude bzw. Gelände, rollen mit dem Staubsauger durch Gänge oder wischen Fußböden. In Japan kann man eine Einkaufsliste an einen Supermarkt senden, und schon flitzt ein Roboter durch die Regalreihen und scannt die Produkte. Kommt der Kunde, begrüßt der Roboter ihn am Eingang und führt ihn zu den Produkten. Zugleich macht er Vorschläge zum Einkauf. In Kantinen und Heimen schneiden Roboter Gemüse, garnieren Sushi-Gerichte, servieren Essen und füttern Pflegebedürftige mit dem Löffel. Sie können gehbehinderte Menschen transportieren und Patienten nach Operationen bei der Rehabilitation helfen.

Roboter werden auch im militärischen Bereich eine große Rolle spielen: So können sie für das Erkunden feindlichen Terrains, den Transport schwerer Lasten, die Minensuche und das Sprengen von Bomben eingesetzt werden. In Zukunft wird es eine automatisierte Kriegsführung geben, bei der Drohnen und Kampfroboter die „militärische Drecksarbeit“ erledigen. Neben bewaffneten oder Bomben tragenden Drohnen wird es dann auch insektengroße geben, die beim Erkunden feindlicher Stellungen unbemerkt bleiben. Erste Modelle wie z.B. der „Nano-Kolibri“ von Aerovironment oder die „SilMach-Libelle“ werden bereits erprobt.

Ferner werden Roboter für das Alltagsleben entwickelt: In wenigen Jahren werden Roboter Einkäufe nach Hause tragen, die Wohnung putzen und am Abend mit Musikdarbietungen unterhalten. So wurden bereits Roboter entwickelt, die z.B. singen oder Violine spielen können. Zugleich werden die Roboter dem Menschen immer ähnlicher: Beispielsweise wurde die Androide „Repilee Q2“ der japanischen TV-Moderatorin Ayako Fujii nachempfunden – auf den ersten Eindruck wirkt sie wie ein Mensch. Auch können Roboter immer besser kommunizieren – Roboter „Jules“ von Hanson Robotics kann bereits komplexe Konversationen mit seinen menschlichen Gesprächspartnern führen. Kinder behandeln Androide wie Gleichgestellte und erkundigen sich z.B. nach deren Alter, Lieblingsfarbe usw.; Erwachsene trauen hingegen eher Robotern, die wie Maschinen aussehen, und gehen mit ihnen wie mit Untergebenen bzw. Dienern um. Dies könnte sich aber bald ändern: In 10 bis 15 Jahren könnten Androide Spielkameraden von Kindern, Sexualpartner von Erwachsenen oder Lebensgefährten von vereinsamten Senioren sein.

Der Wissenschaftsautor David Levy geht davon aus, dass um das Jahr 2050 herum Roboter auch ein dem Menschen ähnliches Bewusstsein und Gefühle haben werden. „Emotionen“ könnten immer besser gezeigt werden, da sie von typischen Gesichtsausdrücken, die universell ähnlich sind, begleitet werden. So können bereits Wut, Liebe oder Freude täuschend ähnlich simuliert werden. Wenn sich Roboter wie Personen verhalten, wird es Menschen geben, die Androiden gegenüber Gefühle empfinden und sich sogar in sie verlieben.

Je besser die künstliche Intelligenz wird, umso klüger werden auch Roboter werden. Sie werden zunehmend lernfähig sein (durch Nachahmung, Reflexion, Vorausdenken etc.) und dank unterschiedlicher Konstruktionsformen Aufgaben übernehmen, die Menschen nicht erledigen können. Schließlich – vermutlich nach dem Jahr 2040 – werden Roboter intelligenter und leistungsfähiger als Menschen sein. Auch können sie dann jederzeit auf das gesamte Wissen in der Cloud zurückgreifen. Roboter werden ihre eigenen „Nachkommen“ konstruieren, die immer besser – und den Menschen weit überlegen – sein werden. Da sie nicht atmen müssen und sich für längere Zeit abschalten können, werden sie weiter ins Weltall vorstoßen als Menschen und könnten auf dem Mond und anderen Planeten Bergwerke und Fabriken betreiben. Vielleicht werden sich sogar Superintelligenzen formen, die u.U. die Weltherrschaft übernehmen, die Erde umgestalten und sogar die Menschen ersetzen könnten – die eventuell noch als Uploads in der Cloud weiter existieren werden...

Die Eroberung des Weltraums

Über Jahrzehnte hinweg waren die USA und die Sowjetunion die einzigen Staaten, die bemannte Raumflüge durchführen und den Mond erreichen konnten. Im Jahr 2003 hat dann China den ersten „Taikonauten“ mit einem Raumschiff in die Erdumlaufbahn geschickt, vier Jahre später wurde eine Raumsonde zum Mond gesandt, und 2011 folgte die Weltraumstation Tiangong 1. Raumsonden wurden auch von der Europäischen Weltraumorganisation ESA (ab 1985), von Japan (ab 1985) und von Indien (ab 2008) ins Weltall geschickt.

In den USA ist die Raumfahrt in den letzten Jahren zunehmend privatisiert worden: Beispielsweise werden inzwischen „Antares“-Raketen und „Cygnus“-Raumschiffe der Orbital Sciences Corporation sowie „Falcon 9“-Raketen und „Dragon“-Raumschiffe der Space X Corporation für Transporte zur Internationalen Raumstation (ISS) eingesetzt. Seit 2021 bieten Unternehmen auch Flüge für „Touristen“ in den Weltraum an.

Um das Jahr 2025 herum könnte eine bemannte Raumstation um den Mond kreisen, die von NASA, Roskosmos und anderen Raumfahrtbehörden nach dem Vorbild der ISS betrieben wird. Russland will bis 2030 erstmals einen Kosmonauten auf dem Mond landen lassen. Bernard Foing, Chef-Wissenschaftler der ESA, hält eine bemannte Raumstation auf dem Mond bis 2030 für möglich. Um die Mitte der 2030er Jahre herum könnten die ersten Menschen zum Mars fliegen – aufgrund der hohen Kosten wahrscheinlich im Rahmen einer von mehreren Ländern finanzierten Mission. Pläne, Rohstoffe auf Planeten oder Kometen abzubauen, im Weltraum künstliche Lebensräume für eine größere Anzahl von Menschen zu schaffen oder andere Sternensysteme zu erreichen, werden aber noch auf absehbare Zeit Utopien bleiben.

Nanotechnologie

Seit einigen Jahren werden in der Industrie zunehmend Nanopartikel eingesetzt, die aus wenigen bis einigen tausend Atomen oder Molekülen bestehen. Beispielsweise werden Nanoteilchen aus Titandioxid, Carbon Black, pyrogenen Kieselsäuren, Siliziumdioxid usw. in der Kosmetik (für die optische Faltenreduzierung, als UV-Filter in Sonnenschutzcremes usw.), bei der Herstellung von Farben (als Effektpigmente, als Bindemittel, für selbstreinigende Oberflächen), in der Elektronik (zum Polieren von Silizium-Wafern), in der Medizintechnik (als Transportmedium für Medikamente, für die antibakterielle Beschichtung von Instrumenten, als Kontrastmittel für bildgebende Verfahren, für biokompatible Implantate), in der Reifenindustrie (zur Erhöhung der Abriebbeständigkeit, Haftung und Elastizität) und bei der Herstellung von Kunststoffen (als Verdickungsmittel, als Schwarzpigment) eingesetzt. Nanopartikel eignen sich hervorragend als Katalysatoren chemischer Reaktionen, sei es in der technischen Produktion oder in der Abgasreinigung. Nanoröhrchen aus Kohlenstoff sind härter als Stahl, leiten Elektrizität nahezu widerstandslos, filtern Substanzen, die durch sie hindurch laufen, und können in ihrem Inneren andere Materialien speichern.

Mit der zunehmenden Produktion von Nanopartikeln werden diese immer häufiger in den Boden, das Wasser und die Luft gelangen. Damit kann durchaus eine Gesundheitsgefährdung verbunden sein. Deshalb hat die EU im Jahr 2012 die Registrierungspflicht nach dem Chemikalienrecht REACH auf Nanomaterialien ausgeweitet. Ferner wurden Verordnungen zu Nanobestandteilen in Kosmetika, Lebensmitteln, Medikamenten und anderen Produkten erlassen.

Mit Hilfe der Nanotechnologie soll Materie auf der atomaren Ebene so manipuliert werden, dass bestimmte Nanostrukturen produziert werden. Durch diese molekulare Fertigung können kleinste Geräte und Motoren entstehen. Beispielsweise wurde an der University of Michigan der „Micro Mote“ entwickelt: Es ist so groß wie ein Sandkorn, enthält einen Prozessor und einen Datenspeicher, besitzt eine Internetverbindung und ist dank einer Solarzelle vom Stromnetz unabhängig.

Laut dem Technikautor Andreas Eschbach wird es in Zukunft Nano-Chips geben, mit denen sich Computer weiter verkleinern lassen, Miniatur-Roboter, die im Blutkreislauf schwimmen, nicht mehr funktionierende Zellen reparieren und Krebszellen zerstören, und Nanoassembler (auch „Replikatoren“ genannt), die aus einzelnen Atomen nahezu alles – auch sich selbst – produzieren oder jegliche Art von „Müll“ in wieder verwertbare Atome zerlegen können. Einer Studie der Universität Stuttgart zufolge liegen in der Nutzung von Nanotechnologien auch Chancen für die Reduzierung des Energieverbrauchs. So könnten die 15 untersuchten Technologien, die alle eine Nanokomponente haben, den Endenergieverbrauch bis 2030 um bis zu 6,7% gegenüber dem Jahr 2005 senken.

Gentechnik und Biotechnologie

Die Gentechnik dürfte vor allem mit Blick auf eine effizientere Landwirtschaft, eine gesündere Ernährung und eine effektivere Produktion nachwachsender Rohstoffe weiterentwickelt werden. Im Jahr 2019 wurden laut Statista gentechnisch veränderte Pflanzen weltweit auf 190,4 Millionen Hektar angebaut (zum Vergleich: die Gesamtfläche Deutschlands umfasst 35,7 Millionen Hektar). Dabei handelte es sich vor allem um Sojabohnen, Mais, Baumwolle und Raps.

Die meisten gentechnisch veränderten Pflanzen sind Produkte der ersten Generation, die hinsichtlich ihrer Resistenz gegen Insektizide und Herbizide manipuliert wurden, die widerstandsfähiger gegen (die weltweit zunehmende) Trockenheit sind oder die besser mit versalzenen Böden zurechtkommen. Nun werden Produkte der zweiten Generation entwickelt, die gesünder sein sollen oder von der Industrie benötigte Substanzen liefern können. Beispielsweise wird der „Golden Rice“ dank neuer Gene mit Vitamin A angereichert, während die „gv-Banane“ einen erhöhten Gehalt an Vitamin E, Provitamin A und Eisen aufweist. Ferner wird der Stoffwechsel von Ölpflanzen mit Hilfe von aus Algen stammenden Genen optimiert, um Omega-3 Fettsäuren herzustellen. Vom Mais stammende C4-Gene sollen in Getreidesorten transplantiert werden, da diese dann Sonnenlicht und Kohlendioxid besser nutzen könnten, was die Erträge um rund die Hälfte erhöhen würde.

Mit Hilfe der Gentechnik wird auch das Erbgut von Tieren, Insekten und Pilzen verändert. Beispielsweise sollen Mücken gezüchtet werden, die kein Malaria übertragen können und allmählich die als Überträger wirkenden Anophelesarten verdrängen sollen. Durch neu entwickelte Pilze sollen Schadinsekten infiziert und deren Häufigkeit reduziert oder schädliche Pilze verdrängt werden. Und in Australien versucht man Viren zu züchten, mit denen man der Kaninchenplage Herr werden kann.

Die Biotechnologie befasst sich mit der Nutzung von Enzymen, Zellen und ganzen Organismen in technischen Anwendungen. Mit ihrer Hilfe werden in Zukunft neue Medikamente oder diagnostische Tests entwickelt, Enzyme und chemische Verbindungen produziert und effizientere Verfahren zur Herstellung von Alltagsprodukten wie Waschmittel und Kosmetika geschaffen werden. Beispielsweise machten laut Statista Biopharmazeutika mit 14,6 Milliarden Euro im Jahr 2021 bereits 31% des Gesamtumsatzes auf dem deutschen Pharmamarkt aus. Eine immer größer werdende Bedeutung erfährt auch die Bioinformatik, die sich mit der computergestützten Speicherung, Organisation und Analyse biologischer Daten befasst sowie komplexe biologische Prozesse berechnet und simuliert.

Selbst Lebensmittel wie z.B. Milch, Gelatine, Fisch oder Shrimps werden zunehmend mit Hilfe der Biotechnologie hergestellt werden. Beispielsweise soll laut Statista der Umsatz mit veganen Fleischprodukten von derzeit 1 Milliarde $ auf 450 Milliarden $ im Jahr 2040 steigen. Das Ziel ist eine „tierfreie Gesellschaft“, in der nicht mehr Millionen von Rindern, Schweinen und Hühnern in engen Ställen „dahinvegetieren“ müssen. Dann würden auch die von ihnen produzierten klimaschädlichen Gase wegfallen, die derzeit mit knapp 15% zur Luftverschmutzung beitragen.

Die „Aufwertung“ des Menschen

Die Gentechnik lässt sich natürlich auch auf den Menschen anwenden. Zunächst dürfte die Genanalyse zum Erkennen von Krankheitsrisiken und zur Abstimmung der Ernährung an Bedeutung gewinnen. Schon heute kann jeder sein Erbgut sequenzieren lassen bzw. sich Gentests unterziehen. Ferner wird immer häufiger von der biochemisch-molekularbiologischen Diagnostik Gebrauch gemacht werden. Auf diese Weise wird die Medizin personalisiert, d.h. kranke Menschen werden unter weitgehender Berücksichtigung ihrer individuellen Eigenschaften behandelt werden. Biochemische Behandlungsverfahren, genetische Modifikationen (z.B. an befruchteten Eizellen), künstliche Gene und Gentherapie werden folgen – aber wohl kaum das Klonen von Menschen. Um das Jahr 2050 herum wird wahrscheinlich die gezielte Aktivierung von Genen möglich sein, die den Alterungsprozess verlangsamen.

In absehbarer Zeit wird man laut dem Zukunftsforscher Matthias Horx Eigenschaften von Kindern wie Augen- oder Haarfarbe vorab festlegen können – aber wohl kaum solche wie Intelligenz oder besondere Begabungen: Bildung, Klugheit, musikalisches oder künstlerisches Talent, sportliche Leistungsfähigkeit, ein gesunder Körper usw. seien in erster Linie vom (Lern-) Verhalten des Kindes bzw. Erwachsenen abhängig. Arthur Caplan von der University of Pennsylvania ist hingegen der Meinung, dass schon in 20 bis 25 Jahren dank Gentechnik und künstlicher Uteri „perfekte“ Babys geschaffen werden könnten. Damit wäre die Gefahr verbunden, dass nur reiche Menschen die Kosten schultern und damit ihren Kindern Vorteile verschaffen könnten oder dass Kinder wie Objekte behandelt und von ihren Eigenschaften her immer ähnlicher würden. Abtreibungen würden nicht mehr zum Tod des Fötus führen, da sich dieser in einer künstlichen Gebärmutter weiter entwickeln könne.

Dank zu erwartender Fortschritte in Medizin und Medizintechnik werden Menschen immer gesünder sein und immer älter werden. So werden in den kommenden ein, zwei Jahrzehnten vermutlich Erkrankungen wie Krebs, Diabetes, AIDS, Parkinson oder Alzheimer heilbar sein. Große Hoffnungen werden auch in die Immuntherapie gesetzt. Dementsprechend könnte laut einer Studie des Imperial College London die Lebenserwartung von deutschen Männern bis 2030 auf 82 Jahre und von deutschen Frauen auf knapp 86 Jahre steigen. Allerdings könnte die rasante Zunahme Antibiotika-resistenter Erreger dazu führen, dass wieder mehr Menschen an reinen Infektionskrankheiten sterben werden.

Inzwischen gibt es künstliche Haut, Knochen und Blutzellen – sowie Fingerspitzen, Ohren, Harnröhren und Herzklappen, die aus körpereigenen Stammzellen gezüchtet wurden. Laut Dieter Falkenhagen von der Donau-Universität Krems können immer mehr Organfunktionen erfolgreich ersetzt werden – zum einen durch Systeme aus Materialien wie Kunststoff oder Metallen, zum anderen durch bioartifizielle Systeme, für die biologische Materialien technisch bearbeitet wurden. Falkenhagen geht davon aus, dass die Funktionen des Herzens, der Nieren und des Pankreas bis Mitte des 21. Jahrhunderts längerfristig von künstlichen Systemen übernommen werden können. Die Funktionen von Lunge und Leber seien hingegen sehr komplex und werden wohl auch im Jahr 2050 nicht komplett substituiert werden können.

Überraschend viel ist heute schon möglich: Blinde können dank Sehprothese, Sehchips oder elektronischen Augen sehen; Gehörlose können dank eines Cochleaimplantats wieder hören; körperlich Behinderte können bionische Prothesen direkt über das Nervensystem steuern; und durch einen Gehirnschlag Gelähmte können einen Roboterarm über ein Interface in der Hirnrinde bewegen, das einzelne Neuronen im Motorkortex mit Mikroelektroden verbindet. Bei einem neu entwickelten Hightech-Arm ist die Hand fast so beweglich wie eine Menschenhand; bei der US Air Force befand sich ein Pilot mit einem künstlichen Bein im aktiven Dienst; bei den Olympischen Spielen 2012 nahm ein Sportler am 400m-Lauf und an der 4x400m-Staffel teil, dessen Füße und Unterschenkel unterhalb des Knies amputiert worden waren. Inzwischen gibt es Exoskelette, mit deren Hilfe Menschen trotz gelähmter Beine gehen – oder gesunde Menschen schwere Lasten tragen – können.

Die Hirnforschung wird wahrscheinlich noch vor dem Jahr 2030 die meisten Geheimnisse des menschlichen Gehirns entschlüsselt haben. Aber schon vorher werden Methoden zur Optimierung des Gehirns entwickelt werden. Dazu werden Tiefenhirnstimulation und Medikamente gehören, mit deren Hilfe Konzentration, Lernen und Gedächtnis gefördert werden können oder die Menschen mit weniger Schlaf auskommen lassen.

Neue, von der Hirnforschung noch zu entwickelnde diagnostische Verfahren könnten dazu benutzt werden, frühzeitig besondere Begabungen zu ermitteln, Lernprogramme zu individualisieren, den Fähigkeiten der jeweiligen Person entsprechende Berufe vorzuschlagen, Arbeitnehmer gezielt für bestimmte Aufgaben auszuwählen oder psychische Krankheiten noch im Entstehungsprozess zu entdecken. Gehirnmessungen könnten in der Zukunft nicht nur verwendet werden, um Verbrecher zu überführen, sondern auch helfen, betrügerische und kriminelle Machenschaften zu verhindern. In den USA gibt es bereits Firmen, die behaupten, mit dem Hirnscanner Lügen besser erkennen zu können als mit klassischen Lügendetektoren. So könne ein weitreichender Einsatz von diesen Geräten zu einer „aufrichtigen Gesellschaft“ führen.

Laut Susan Greenfield, Professorin am Lincoln College in Oxford, könnte in absehbarer Zeit das Gehirn technologisch so verbessert werden, dass in ihm künstliche Welten mit Hilfe von Implantaten oder Neurotelepathie erzeugt werden können. Viele Menschen würden dann lieber in virtuellen Welten als in der Wirklichkeit leben; virtuelle Kontakte würden immer mehr persönliche Beziehungen ersetzen. Auch die meisten menschlichen Bedürfnisse könnten dann künstlich befriedigt werden. Die Unterscheidung von Realität und Fiktion werde immer schwieriger werden.

Das Gehirn wird technologisch immer mehr aufgewertet werden – z.B. durch Bio-Chips oder durch Schnittstellen, über die es mit einem Computer verbunden werden kann und über die dann ein „Download“ von Informationen möglich wäre. So will die Firma Neuralink von Elon Musk demnächst erste Tests mit Gehirnchips durchführen. Das Gehirn könnte über diese Schnittstellen Maschinen steuern oder direkt auf das Internet und die dort gespeicherten Wissensbestände zurückgreifen. Aber auch die im Gehirn gespeicherten Daten ließen sich dann in einen Computer übertragen. Durch einen solchen „Upload“ könnten nicht nur das Wissen und das Gedächtnis, sondern auch die Persönlichkeit und Psyche eines gerade gestorbenen Menschen transferiert werden. Dann würde ein Individuum im Computer (oder in einem Roboter) weiterleben.

Der Zukunftsforscher Ray Kurzweil geht davon aus, dass das menschliche Gehirn schon in wenigen Jahren nicht mehr den Ansprüchen einer immer komplexer werdenden, hoch technisierten Welt genügen wird. Dann könnte es Atom für Atom mit Hilfe der Nanotechnologie nachgebaut, dabei die Zahl der Neuronen und Synapsen erhöht sowie zusätzliche sensorische und intellektuelle Fähigkeiten ermöglicht werden. Da bisher die Gehirnentwicklung in hohem Maße durch soziale Interaktionen und Erfahrungen geprägt wird, diese aber bei nanotechnologisch hergestellten Gehirnen keine Rolle spielen, bleibt jedoch offen, ob es dann noch ein menschliches Bewusstsein, Emotionen, Sensibilität und Empathie geben wird.

So wird sich in den kommenden Jahrzehnten die Entwicklung des Menschen hin zum Cyborg beschleunigen. Neben Gentechnik und Medikamenten werden dann auch künstliche Gliedmaßen oder Neuroimplantate genutzt werden, um Menschen leistungsfähiger zu machen. Ramez Naam, Zukunftsforscher und Software-Ingenieur bei Microsoft, sieht darin einen Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb. Mit Hilfe von Biotechnologie und Minichips könnten intelligentere, stärkere und sogar perfekte Menschen entstehen. Allerdings bestehe die Gefahr, dass technisch verbesserte „Super-Menschen“ (in reichen Ländern) „normale“ Menschen (im eigenen oder in ärmeren Ländern) als „minderwertig“ betrachten und unterdrücken könnten.

Nach 2040 wird es immer schwerer werden, zwischen Cyborgs und Androiden zu unterscheiden – Letztere werden dann ja wie Menschen aussehen, fühlen und handeln. So wird sich eine komplexe „Mensch-Maschinen-Zivilisation“ herausbilden und dynamisch weiterentwickeln. Cyborgs werden aber im Gegensatz zu Robotern immer wieder an ihre biologischen Grenzen stoßen...