Zukunftstrends: Umwelt
Umweltzerstörung
Auf der Unterseite „Weltgeschehen“ werden mit der Ernährungs- und Wasserkrise zwei große Probleme der Gegenwart und Zukunft angesprochen. Sie zeigen, wie stark die Umwelt durch Überbevölkerung und Urbanisierung beansprucht wird. Durch den Klimawandel, durch Erosion und Versteppung, durch Monokulturen und den Anbau von Pflanzen, die auf dem Weltmarkt gefragt sind, aber vor Ort nur dank der rücksichtslosen Ausbeutung von Boden und Wasserressourcen wachsen, werden immer mehr Landstriche – vor allem in Entwicklungsländern – unfruchtbar.
Zu problematisieren ist aber auch die zunehmende Umweltzerstörung durch das Abholzen von (Ur-) Wäldern. Laut Global Forest Watch gingen 2021 mehr als 25 Millionen Hektar Wald verloren. Davon waren 3,6 Millionen Hektar Primärwald. So ist bereits rund ein Drittel des Regenwaldes verschwunden. Die Urwaldflächen fallen der Holzwirtschaft, der Brandrodung, der Öl- und Gasförderung, dem Bergbau und dem Bau von Wasserkraftanlagen zum Opfer. Mehr als die Hälfte der neu gewonnenen Biosprit-Flächen sind vorher unberührter Regenwald gewesen. Diese Entwicklung hat verheerende Folgen für das Klima, produzieren die tropischen Regenwälder doch 40% des Sauerstoffs in der Atmosphäre.
Die Zerstörung der Umwelt führt zu einem starken Rückgang an Biodiversität. Beispielsweise leben mehr als zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten in den Urwäldern; viele von ihnen sind aufgrund der Abholzung vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Aber auch aufgrund neuer natürlicher Krankheitskeime, der Zuwanderung von Arten aus anderen Ökosystemen, der Zunahme extremer Wetterereignisse, des Verlusts an halbnatürlichem Land, der Verwendung von Pflanzenschutzmitteln, der Versauerung der Meere usw. ist die biologische Vielfalt gefährdet. Laut dem United Nations Environmental Programme (UNEP) verschwinden rund 50.000 Spezies pro Jahr – bis zum Jahr 2100 könnte die Hälfte aller Arten ausgestorben sein. Schon heute gilt fast jede dritte Art als bedroht. Auch Insekten sind betroffen: So stellte ein internationales Wissenschaftlerteam bei der Untersuchung von 63 deutschen Schutzgebieten fest, dass es 2017 drei Viertel weniger Insekten gab als 1989. So gilt z.B. jede zweite der knapp 600 Wildbienenarten hierzulande als gefährdet. In manchen Regionen Chinas müssen bereits Obstbaumblüten mit der Hand bestäubt werden, da Bienen und andere Insekten fehlen. Und falls die Überfischung nicht gestoppt wird, wird es im Jahr 2050 laut UN keine kommerzielle Fischerei mehr geben. Damit wären 1 Milliarde Menschen ihrer einzigen Proteinquelle beraubt.
In den 1990er Jahren entwarfen William Rees (University of British Columbia) und Mathis Wackernagel (Präsident von Global Footprint Network) das Konzept des „ökologischen Fußabdrucks“. Das Global Footprint Network geht davon aus, dass heute etwa 1,7 Hektar ökologisch produktives Land auf einen Erdenbürger kommen, wenn alle Menschen nachhaltig leben würden. Die Realität sieht aber anders aus: Der ökologische Fußabdruck eines Menschen betrug 2018 in Indien 1,2 Hektar, in China 3,8 Hektar, in Deutschland 4,7 Hektar und in den USA 8,1 Hektar. Gemessen an diesen Zahlen übersteigt der Ressourcenverbrauch die Tragfähigkeit der Erde bei weitem – die Menschheit lebt also weit über ihre ökologischen Verhältnisse. Nur wenn das globale Bevölkerungswachstum gebremst werden kann und der Umweltzerstörung Einhalt geboten wird, kann die Erde „lebenswert“ bleiben.
Umweltverschmutzung
Während in den OECD-Staaten die Umweltverschmutzung reduziert wurde, wird sie in den Schwellen- und Entwicklungsländern aufgrund des zunehmenden Rohstoffabbaus und der rasanten Industrialisierung immer größer. Zudem hat der von der Welthandelsorganisation (WTO) vorangetriebene Abbau von Handelshemmnissen dazu geführt, dass viele Staaten Gesetze zum Umwelt- und Verbraucherschutz „verwässert“ haben. Und so leidet auch die Gesundheit der Menschen: Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) atmen 9 von 10 Menschen schlechte Luft; rund 7 Millionen Menschen sterben pro Jahr an den Folgen der Luftverschmutzung und 14 Millionen an Krankheiten bedingt durch den Konsum chemisch – vor allem aber bakteriell – verseuchten Wassers.
Ferner nimmt weltweit die Müllproduktion zu, da mehr Menschen immer mehr konsumieren: Beispielsweise werden technische Geräte (Smartphones, Fernseher, PKWs usw.) schneller ersetzt, um von neuen technologischen Entwicklungen zu profitieren, wird viel Kleidung entsorgt, weil sie nicht mehr aktuellen Modetrends entspricht, wird mehr Verpackungsmaterial aufgrund des wachsenden Internethandels vermüllt, wird mehr Einweggeschirr von Imbissen, Garküchen und Lieferdiensten verwendet. Dennoch sank in Deutschland laut Statistischem Bundesamt die Hausmüllmenge von 448 Kilogramm pro Person im Jahr 2008 auf 438 Kilogramm im Jahr 2022. Da es insbesondere in Industriestaaten immer weniger Platz für Deponien gibt, wird ein zunehmender Anteil des Mülls verbrannt, recycelt – oder in arme Länder verschifft. In Schwellen- und Entwicklungsländern wird nur ein Teil des Müllaufkommens eingesammelt; der Rest verschmutzt Straßen und Umwelt.
Besonders problematisch ist Plastikmüll, da z.B. Plastiktüten je nach eingesetztem Kunststoff erst nach 100 bis 500 Jahren vollständig zerfallen sind. Jedes Jahr werden weltweit über 400 Millionen Tonnen Kunststoff produziert – davon ein Drittel für Verpackungen. Allein 57 Millionen Tonnen Plastik landen laut einer Studie der University of Leeds jedes Jahr in der Umwelt; die größten Mengen in Indien, Nigeria, Indonesien, China, Pakistan, Bangladesch, Russland und Brasilien. Selbst von dem getrennt eingesammelten Plastikmüll wird nur ein Bruchteil recycelt – der Großteil wird verbrannt, in Deponien eingebracht oder landet in Flüssen und schließlich in den Meeren. Inzwischen treiben 150 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen – im Jahr 2050 könnte das Plastik mehr als alle Fische zusammen wiegen. Zudem werden Kunststoffe durch Wellenbewegung und UV-Licht pulverisiert und gelangt so in die Nahrungskette. Aber auch in Ackerböden und Gärten sammelt sich immer mehr Mikroplastik an: Laut dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei ist die Verschmutzung durch Mikroplastik je nach Umgebung um das Vier- bis 23-Fache größer als im Meer – schließlich gelangen jedes Jahr rund 4 Kilogramm Mikroplastik pro Bundesbürger in die Umwelt. In manchen Ländern werden bereits mehrere Gramm Mikroplastik pro Woche durch Nahrungsmittel aufgenommen – die Folgen sind noch unerforscht.
Ferner trägt die Umweltverschmutzung zur rasanten Ausdehnung der Todeszonen in den Weltmeeren bei, die inzwischen eine Fläche so groß wie die Europäische Union bedecken. Die Ursache liegt vor allem in der Überdüngung landwirtschaftlicher Flächen: Phosphate und Nitrate gelangen über die Flüsse in die Meere und führen zu einer Algenblüte. Beim Zersetzen abgestorbener Pflanzenreste benötigen Bakterien so viel Sauerstoff, dass er für Krebse, Muscheln und Fische nicht mehr ausreicht. Die meisten Todeszonen bestehen nur während des Sommers und des Herbstes – im Winter wird das Wasser insbesondere von Stürmen durchmischt, sodass der Sauerstoffgehalt wieder ansteigt.
Ausstoß von Kohlendioxid
Die Zukunft der Menschheit wird außerdem durch den Klimawandel beeinträchtigt. Dieser wird vor allem durch den wachsenden Ausstoß von Kohlendioxid durch Kraft- und Fernheizwerke, Industrie, Gewerbe, Verkehr, Privathaushalte sowie Land- und Forstwirtschaft verursacht. Laut Statista sind die weltweiten Kohlendioxid-Emissionen zwischen den Jahren 2000 und 2021 von 25,2 auf 37,1 Milliarden Tonnen gestiegen. Für das Jahr 2050 werden 42,8 Milliarden Tonnen prognostiziert.
Der Hauptgrund für den wachsenden Ausstoß von Kohlendioxid liegt in dem stark zunehmenden Energieverbrauch in bevölkerungsreichen Schwellenländern wie Indien und China, der insbesondere bei der Stromerzeugung und der Herstellung von Zement, Aluminium und Flachglas entsteht – alles Wachstumsbranchen. Die größten Kohlendioxid-Produzenten im Jahr 2022 waren laut dem Global Carbon Project China mit 30,9%, die USA mit 13,5%, Indien mit 7,3%, Russland mit 4,7%, Japan mit 2,9%, Iran mit 2,0% und Deutschland mit 1,8% des weltweiten Ausstoßes.
Sowohl in den reicheren als auch in den ärmeren Ländern nimmt der Konsum zu; die Produktion der benötigten Güter führt ebenfalls zu mehr Kohlendioxid. Viele Schwellen- und Entwicklungsländer sehen hier einen großen Nachholbedarf gegenüber den Industrieländern und bewerten deshalb wachsende Konsumausgaben und den damit verbundenen Anstieg des Lebensstandards positiv.
Aber auch die Vernichtung der Regenwälder trägt mit 20% zum weltweiten Kohlendioxid-Ausstoß bei. In Indonesien verursachen die Torfbrände inzwischen Emissionen von 600 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Wissenschaftler des internationalen Global Carbon Project und der australischen Commonwealth Scientific and Industrial Research Organization (CSIRO) errechneten, dass die Entwaldung der Tropen bis zum Jahr 2100 zwischen 87 und 130 Milliarden Tonnen Kohlendioxid verursachen wird. Selbst wenn man hier Zuckerrohr oder Ölpalmen anpflanzt, dauere es 40 bis 120 Jahre, ehe der durch die Rodung bedingte Kohlendioxid-Ausstoß durch Einsparungen bei fossilen Brennstoffen wieder wettgemacht werde – bei Mais oder Sojabohnen würde es sogar 300 bis 1.500 Jahre dauern.
Neben Kohlendioxid tragen auch andere von Menschen produzierte Gase zur Erderwärmung bei. Dazu gehören Methan, Lachgas und Aerosole – insbesondere kleine Rußpartikel in der untersten Atmosphärenschicht (Troposphäre). Dasselbe gilt für die Abwärme: Etwa die Hälfte der von Menschen erzeugten Energie wird zu Abwärme, von der nur der kleinere Teil in den Weltraum abgestrahlt wird. Der größere Teil bleibt hingegen in der unmittelbaren Umgebung.
Einer Studie der Umweltschutzorganisation WWF und der Allianz-Versicherung zufolge wird der Klimawandel nicht langsam und stetig verlaufen, sondern aufgrund von Rückkoppelungen immer schneller. Beispielsweise werden höhere Temperaturen am Amazonas mehr Wasser verdunsten lassen. Der Regenwald verdorrt, und die toten Bäume setzen Kohlendioxid frei. Zudem wird bei zunehmender Trockenheit mit mehr Feuersbrünsten gerechnet.
Ferner könnte sich der Kohlendioxid-Anstieg beschleunigen, wenn der Permafrostboden weitflächig auftaut, der mehr als ein Sechstel der Landflächen der Erde bedeckt. Hier ist außerdem viel Methangas gebunden, das als Klimagas etwa 20- bis 25-mal so wirksam wie Kohlendioxid ist. Das Uno-Umweltprogramm Unep geht davon aus, dass durch das Schmelzen des Permafrostbodens bis zu 1.600 Gigatonnen Treibhausgase freigesetzt werden könnten – mehr als doppelt so viel, wie derzeit in der Atmosphäre ist. Methan ist aber auch in gefrorenen Sedimenten auf dem Grund der Weltmeere enthalten. Sollten diese wegen der Erwärmung des Meerwassers auftauen, könnte das freigesetzte Methan die Weltdurchschnittstemperatur um bis zu 6 Grad ansteigen lassen.
Große Mengen von Methan werden außerdem von Nutztieren produziert, deren Zahl aufgrund der wachsenden Nachfrage nach Fleisch weiter steigen wird. Laut Statistischem Bundesamt nahm zwischen den Jahren 2000 und 2020 die Zahl der Hühner weltweit um 130% auf 33,1 Milliarden, die Zahl der Rinder um 15,6% auf 1,5 Milliarden, die der Schafe um 18,5% auf 1,3 Milliarden, die der Ziegen um 48,7% auf 1,1 Milliarden und die der Schweine um 6,0% auf 1,0 Milliarden zu.
Ferner dürfte in den kommenden Jahren immer weniger Kohlendioxid von den Weltmeeren aufgenommen werden. Bisher bleibt von jeder Tonne des vom Menschen freigesetzten Kohlendioxids die Hälfte bis ein Drittel in der Atmosphäre; der Rest wird von den Ozeanen absorbiert. Das Wasser ist jedoch mit dem gelösten Kohlendioxid zunehmend gesättigt. Laut der südkoreanischen Pohang University of Science and Technology hat sich die Absorption von Kohlendioxid im Japanischen Meer gegenüber der Periode von 1992 bis 1999 bereits halbiert. Zudem sinkt im wärmeren Meer weniger Oberflächenwasser in die Tiefe, verlangsamt sich also die Wasserzirkulation, die das Kohlendioxid in die Tiefe transportiert und nährstoffreicheres Wasser aufsteigen lässt. Letzteres bedeutet weniger Nahrung für Phytoplankton – mit negativen Folgen für die Sauerstoffproduktion der Weltmeere und für die Fischbestände, da Plankton am Anfang der Nahrungskette steht.
Klimawandel
Der wachsende Ausstoß von Kohlendioxid verursacht einem weltweiten Temperaturanstieg. Laut IPCC nahm die Oberflächentemperatur zwischen 1880 und 2020 um mehr als 1,2 °C zu und könnte je nach Szenario um weitere 1,0 bis 5,7 Grad bis zum Ende des Jahrhunderts ansteigen. Mit jedem Grad Aufheizung nehmen die tropischen Wirbelstürme um 30% zu. Zugleich geht die durchschnittliche Dicke der Eisschicht in der Arktis zurück. In den letzten 30 Jahren konnte ein signifikanter Rückgang der vom Meereis bedeckten Fläche im September (Meereisminimum) von ca. 13% pro Dekade ermittelt werden. Laut einer Unep-Studie könnte die Arktis ab 2030 im Sommer eisfrei sein. Je kleiner die Eisfläche wird, umso weniger Sonnenstrahlen werden reflektiert – auch dadurch wird die Erderwärmung beschleunigt.
Aufgrund des Klimawandels steigt der Meeresspiegel um 3,7 Millimeter pro Jahr. Zur Jahrhundertwende könnte er zwischen 60 und 110 Zentimeter höher liegen als heute. Der Anstieg wird zu etwa 40% durch das Schmelzen von Inlandeis und zu etwa 60% durch die mit dem Temperaturanstieg verbundene Ausdehnung des Meerwassers verursacht. Da die Ozeane rund ein Drittel der freigesetzten Klimagase aufnehmen und deren Menge immer größer wird, wird das Wasser nicht nur wärmer, sondern auch saurer. Dies schädigt die kalkhaltigen Gehäuse und Skelette von Korallen, Muscheln und vielen Einzellern – viele von ihnen sterben.
Bis 2100 könnten erhöhte globale Temperaturen und Dürren bis zu 70% des noch vorhandenen Amazonas-Regenwaldes vernichten; er würde durch Gras- und Strauchsavannen ersetzt werden. In Südeuropa, im Südwesten der USA, in Südwestasien, in Sub-Sahara-Afrika, im Mittleren Osten und in weiten Teilen Australiens könnten Trockenperioden spätestens ab 2050 das regionale Klima bestimmen und zu mehr Wald- bzw. Buschbränden und zu Ernteeinbußen führen. Hingegen steigt die Überschwemmungsgefahr z.B. im Westen Südamerikas, in Ostchina sowie im Norden Australiens und Neuseelands. In gemäßigten Regionen Südamerikas, in Kanada und in Nordeuropa wird der Klimawandel zu einer Vergrößerung landwirtschaftlich nutzbarer Flächen und zu höheren Ernteerträgen führen. Zudem wachsen manche Pflanzen bei höheren Kohlendioxid-Konzentrationen schneller.
Der Klimawandel wird den größten Schaden in armen Ländern anrichten, die einerseits ihn nur zum kleineren Teil verursacht haben und andererseits über die geringsten Ressourcen für eine Anpassung verfügen. Alleine das Abschmelzen der Himalaya-Gletscher würde 1 Milliarde Menschen mit Wassermangel konfrontieren. In Indien wären 70% der Bevölkerung von Dürren unmittelbar betroffen, weil ihre Existenz von der Landwirtschaft abhängt. In Nordchina werden sich wüstenähnliche Gebiete weiter ausbreiten.
Dem UN-Klimabericht zufolge könnten Dürren, aber auch Überschwemmungen, in vielen afrikanischen, zentralasiatischen und südostasiatischen Ländern zu staatlichem Zerfall und großen Bevölkerungswanderungen führen. So geht das UN-Flüchtlingshilfswerk von rund 250 Millionen Klimaflüchtlingen bis zum Jahr 2050 aus. Damit kämen zu den jährlich 10 Millionen Flüchtlingen in Obhut des UNHCR weitere 6 Millionen hinzu. Nach einer Untersuchung des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen (WBGU) der Bundesregierung könnte aufgrund des Klimawandels die Zahl schwacher und fragiler Staaten zunehmen und sich die Häufigkeit von Verteilungskonflikten erhöhen.
Der Versicherungskonzern Allianz und die Umweltstiftung WWF rechnen aufgrund des Klimawandels mit Schäden in Billionen-Höhe. Alleine der Anstieg des Meeresspiegels um einen halben Meter bedrohe 136 Millionenstädte an den Küsten und gefährde Vermögenswerte von mehr als 18 Billionen Euro. Sogar ganze Staaten könnten von der Erdoberfläche verschwinden: Beispielsweise bestehen die Malediven aus 1.196 Inseln, deren höchste Erhebung 2,40 Meter über dem Meeresspiegel liegt. Sollte dieser auch nur um einen halben Meter ansteigen, würde ein Großteil der Inseln unbewohnbar. Die Erderwärmung hat schon jetzt dazu geführt, dass in Ländern wie Bangladesch Böden und Grundwasser durch den Anstieg des Meeresspiegels versalzen.
Folgen für Deutschland
Laut dem zweiten Klima-Monitoringbericht der Bundesregierung ist die mittlere Lufttemperatur zwischen 1881 und 2018 um 1,5 Grad gestiegen – alleine in den vergangenen fünf Jahren um 0,3 Grad. Diese Tendenz dürfte sich in den kommenden Jahren fortsetzen. So werden die Sommer heißer und trockener werden. Bis zum Jahr 2050 rechnet der Deutsche Wetterdienst in Südwestdeutschland, dem Rheinland sowie den Regionen Sachsen-Anhalt und Brandenburg mit jährlich 3 bis 15 zusätzlichen Hitzetagen mit über 30 Grad im Schatten. Bis zum Jahr 2100 könnten es in Süddeutschland sogar 30 zusätzliche Hitzetage sein – und damit rund doppelt so viele wie heute. Steigende Todesraten durch Hitzekollaps oder Herzinfarkt sowie die Schädigung der Bronchien und Lunge durch Ozon und Smog dürften zu den Folgen gehören. Auch lässt die Leistungsfähigkeit von Erwerbstätigen bei hohen Temperaturen rapide nach.
Bisher nur im Süden bekannte Krankheiten wie z.B. Malaria werden mit der Verschiebung der Klimazonen gen Deutschland vorrücken. Auch ist in Zukunft mit einer größeren Verbreitung von Frühsommer-Meningoenzephalitis und Borreliose, von Magen-Darm-Krankheiten, Allergien und Hautkrebs zu rechnen. Für die EU wird von einer Zunahme der Sterblichkeit um 1 bis 4% pro Grad der Erwärmung ausgegangen.
Unter der Trockenheit werden die Schifffahrt und vor allem die Kraftwerksbetreiber leiden: Über die Hälfte des aus der Natur entnommenen Wassers wird in Deutschland von der Energiewirtschaft verbraucht. Steht nicht genügend Flusswasser zum Kühlen zur Verfügung, müssten einzelne Kraftwerke abgeschaltet werden, sodass es zu Stromausfällen kommen wird. Gleichzeitig wird ein steigender Energieaufwand für Klimaanlagen erwartet.
Ferner können Hitze und Trockenheit regional zu Ernteeinbußen führen – wie im Jahr 2018, als der deutschen Landwirtschaft Schäden in Höhe von 700 Millionen Euro entstanden. So müssen neue Getreidearten gezüchtet werden, die mit weniger Wasser auskommen und resistenter gegen Hitze sind. In Wäldern und Parks werden immer mehr Bäume absterben (insbesondere Fichten). So fielen laut Statistischem Bundesamt alleine 2020 rund 60 Millionen Kubikmeter Schadholz an – 2015 waren es nur knapp 13 Millionen Kubikmeter gewesen. Wärme- und trockenheitstolerante Baumarten wie Buche, Eiche oder Ahorn werden zunehmend Nadelbäume ersetzen. Waldbrände werden häufiger werden, und Schädlinge wie Eichenprozessionsspinner und Borkenkäfer werden zu einer noch größeren Plage werden.
Laut dem Bundesamt für Naturschutz könnten 5 bis 30% der einheimischen Spezies wegen des Klimawandels verschwinden. Jedoch wandern immer mehr Arten aus Südeuropa und anderen Regionen zu (z.B. Bienenfresser, Feuerlibellen, Sandmücken, Purpurreiher, goldgelbe Laufkäfer), bleiben ehemalige „Sommergäste“ wie Stare, Stieglitz oder Kiebitz bereits über den Winter in Deutschland.
Die Winter werden künftig in Deutschland deutlich milder und feuchter ausfallen als heute; der Heizbedarf wird sinken. Beispielsweise wird sich in Bayern bis zum Jahr 2050 die Zahl der Tage mit Dauerfrost halbieren. Es wird aber mit schweren Stürmen und sintflutartigen Regenfällen im Winter gerechnet, verbunden mit Hochwasser und Murenabgängen in den Bergen. So hat zwischen 1881 und 2018 die mittlere jährliche Niederschlagsmenge laut dem zweiten Klima-Monitoringbericht der Bundesregierung um 8,7% zugenommen, wobei der Regen zunehmend im Frühling, Herbst und Winter fällt. Mangels Frost und Schnee wird der Wintersport in große Bedrängnis kommen: Der Klimaforscher Christoph Schneider von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule geht davon aus, dass zwischen 2020 und 2030 die Zahl der Schneetage in Lagen unter 900 Meter aufgrund des Klimawandels erheblich zurückgehen wird. Spätestens ab dem Jahr 2040 wird es dort keinen kommerziellen Wintersport mehr geben.
Außerdem müssen sich die Küstenländer auf höhere Sturmfluten einstellen. Das Forschungszentrum Geesthacht erwartet, dass Sturmfluten an der Nordsee bis zum Ende des Jahrhunderts um bis zu 1,1 Meter höher sein könnten als bisher. Der derzeitige Küstenschutz müsse spätestens ab 2030 verbessert werden. Der Umweltorganisation WWF zufolge könnte der Meeresspiegel bis 2050 um 55 Zentimeter steigen. Dadurch würden wertvolle Lebensräume wie Salzwiesen, Auwälder und Flachwasserzonen in den Flussmündungen von Elbe, Weser, Ems und Eider verloren gehen. Bei einem Anstieg des Meeresspiegels um 1 Meter würden an der Nord- und Ostsee 14.000 Quadratkilometer Küste und Hinterland unter der Wasserlinie liegen – derzeit Lebensraum von mehr als 3 Millionen Menschen.
Es gibt allerdings auch ein ganz anderes – aber ebenfalls negatives – Szenario für Europa: So könnte ein durch die Erwärmung der Atmosphäre bedingtes Zusammenbrechen des Golfstroms zu einer neuen „Eiszeit“ führen. Diese könnte innerhalb von drei Jahren einsetzen und z.B. Skandinavien in eine Eiswüste verwandeln. Schließlich liegt Europa auf den gleichen Breitengraden wie Mittelsibirien, Südgrönland und Nordkanada...
Im Gegensatz zu den meisten Wissenschaftler/innen negieren einige wenige Fachleute den Klimawandel bzw. die damit verbundenen Folgen. Sie verweisen z.B. darauf, dass allein in den letzten 2.000 Jahren mehrere Phasen der Erderwärmung bzw. -abkühlung beobachtet wurden. So war die Weltdurchschnittstemperatur zur Römerzeit und während der mittelalterlichen Wärmeperiode höher als heute. Vor zuletzt 6.000 bis 7.000 Jahren war die Arktis sogar periodisch eisfrei. Zudem würden Pflanzen von einem Kohlendioxid-Anstieg in der Atmosphäre profitieren: Zu Zeiten der Dinosaurier war der Anteil des Kohlendioxids drei- bis fünfmal so hoch wie heute – und das Pflanzenwachstum enorm. Dementsprechend würden auch die landwirtschaftlichen Erträge größer sein.
Insbesondere in den USA gibt es einige Wissenschaftler/innen, die der Meinung sind, dass man in Zukunft die Folgen des Klimawandels durch „Geoengineering“ mildern wird – z.B. durch die Reduzierung der Sonneneinstrahlung mit Hilfe des Versprühens kleinster Partikel in der Stratosphäre, durch die Düngung der Ozeane zwecks Förderung des Algenwachstums (benötigt Kohlendioxid) oder durch das Weißstreichen von Dächern (reflektiert Sonnenstrahlen).